5. Juni 2013

GameReview - Batman Arkham City (Action-Adventure, 2011)


Batman Arkham City ist der direkte Nachfolger zum fantastischen Arkham Asylum und übertrifft diesen Meilenstein der Videospielgeschichte beinahe sogar. Wichtigste Neuerung ist – wie der Titel unschwer erkennen lässt – dass sich Batmans Aktionsradius von der Besserungsanstalt für Knackis auf eine ganze Stadt (eigentlich Bezirk) voller Schurken ausgeweitet hat. Das Prinzip der offenen Spielwelt kommt dadurch klarerweise noch besser zur Geltung.



Was nutzt der neue Spielplatz Batmans aber, wenn die Umsetzung nichts taugen sollte? Rocksteady nutzt wie schon beim ersten Arkham-Spiel die Unreal Engine, die wohl schon älter als Gott ist und sich für unzählige Spiele verantwortlich zeigen darf. Dementsprechend (zugegebenermaßen) altbacken wirkt die Leistung zu Beginn des Spiels. Nichtsdestotrotz lässt sich leicht über diese kleine Schwäche hinwegsehen, vor allem weil in diesem Spiel der Comic-Stil, der absolut weltklasse ist, im Vordergrund steht. In diesem Sinne: Die Spielkulisse ist einzigartig, bis zum Rand voll mit Einzelheiten, … kurzum ideal in Szene gesetzt, um eine gelungene Atmosphäre zu vermitteln.


Ähnlich wie im Vorgänger ist die deutsche Synchronisation auf absolutem Top-Niveau, obwohl trotzdem die englische Fassung aufgrund der Authentizität empfehlenswerter ist. Alfred ist in der deutschen Version nur sehr bescheiden vertont worden. (Kritik auf höchstem Niveau)


Ganz im Stile eines guten Open-World Spieles erschließen sich neben den Hauptmissionen auch zahlreiche Nebenquests. Diese sind sehr unterhaltend und ein weiterer großer Pluspunkt, vor allem weil man dadurch noch auf eine Reihe anderer Bösewichte trifft. Das Hauptspiel allein bietet womöglich vergleichbar viele bekannte Batman-Schurken wie der Vorgänger, während durch die Nebenmission in Arkham City noch um einige mehr in Erscheinung treten. (Deadshot, Szasz, Bane…)

 
Das neue, größere Umfeld wirkt sich auch auf die Möglichkeiten des Riddlers aus, dessen Herausforderungen schon im Vorgänger das metaphorische i-Tüpfelchen waren. In Arkham City hat sich die Zahl der grünen Fragezeichen-Trophäen zwar ca. verdoppelt, allerdings waren die Rätsel in Asylum eine Spur besser und raffinierter. Klarerweise hat sich auch die tolle Einfügung des Riddlers ins Spielgeschehen beim Erstling origineller angefühlt. Dementsprechend hält es sich in diesem Vergleich die Waage, meiner Meinung nach. Beide Umsetzungen des Riddlers sind jedoch unbestreitbar genial.  


Ebenso gefeiertes Highlight des Spiels ist die Inszenierung der größten Schurken Gothams. Nicht nur, dass sie eine tolle Geschichte erzählen und fantastische Charaktere wiederspiegeln, sieht man zusätzlich das Verhältnis zwischen den Bösewichten gut beleuchtet. Die Stadt, die trotz ewigen Vollmonds niemals schläft, ist das Territorium, das von ihnen aufgeteilt wird und in dem jeder gegen jeden kämpft. So passiert es, dass einer den anderen einmal entführt oder gegen den nächsten einen Hinterhalt anstrebt. Im Schatten dieser „Mächte“
(Pinguin, Joker, Two Face,….) operieren dann die kleineren aber nicht wirklich minder charismatischen Arkham-Ganoven, die "Bats" oft in den Nebenmissionen mit neuen Aufgaben konfrontieren. Insofern hat Arkham City im Bereich der Spielkulisse die Nasenspitze vorne. 


Ohne viel Spoilern zu wollen darf man sich auf eine mindestens ebenso epische Geschichte freuen, wie sie im Vorgänger präsentiert wurde, wobei in Proportion der größeren Stadt nun auch die Spiellänge deutlich mehr in Anspruch nehmen kann. Das Gameplay wurde im Bezug auf die Kämpfe nicht groß verändert. Durch neue, verschiedene Gegnertypen wurde die Schwierigkeit allerdings im komfortablen Rahmen in die Höhe getrieben. Man möchte ja selbst als dunkler Rächer eine Spur
gefordert werden. Ähnlich ist auch das Verhalten bei nötiger Stealth-Action geblieben, wobei ein bisschen mehr Möglichkeiten geboten werden und Gegner auch hier durch neue Hilfsmittel das Leben angenehm erschweren. Relativ deutlich hat sich allerdings das Verhalten in der Stadt geändert. Batman schwingt und gleitet nun deutlich schneller von Haus zu Haus, was jedoch bei der größeren Welt absolut verständlich, sinnvoll und gut so ist. 


Was die Entwickler bei Arkham Asylum allerdings deutlich besser gemacht haben, bzw. gar nicht mehr verbesserbar im Nachfolger war, sind die vielen Beschreibungen und Profile von Batmans Widersacher. Während dort alles vollgespickt mit Infos, Hintergrundgeschichten, Detailverliebtheit, den verstreuten Aufnahme-Tapes, und den Comic-Stil Zeichnungen war, konnte man jenen hohen Ansprüchen (auf diesen einen Punkt bezogen) in diesem Spiel leider nicht gerecht werden. Die Profile schauen nun digitalisiert aus, und Tonträger gibt es auch nur noch von manchen Charakteren (z.B. von Joker), wobei diese keine vergleichbare Intensität haben. Mag zwar ein banaler Punkt sein, trotzdem ist er etwas negativ für das neue Spiel zu werten. 


Apropos Detailverliebtheit. Um ein letztes Mal auf das neue Umfeld einzugehen, sind die vielen netten Einzelheiten in der Stadt und den betretbaren Bauwerken hervorzuheben. Man merkt und honoriert, dass sich die Jungs von Rocksteady große Mühe gegeben haben. Als perfektes Beispiel dienen die zahlreichen Pinguine, die überall in Pinguins Domain, dem Museum, verteilt sind oder die vielen versteckten Feinheiten in „Wonder City“.



Hervorzuheben ist außerdem die große Reihe an neuen technischen Spielerein, die die altbekannten Gadgets komplementieren. Auch die frischen Möglichkeiten, seine Erfahrungspunkte nützlich zu verteilen sind nun sehr kulg und gut ins Spielgeschehen eingebaut worden, während dieser Umstand im Vorgänger noch eine der wenigen Mankos war. Ein weiterer Pluspunkt ist die Aussicht, in die Rolle von Catwoman zu schlüpfen. Diese spielt sich komplett anders und hat sogar ihre eigenen Riddler-Rätsel, kann aber nur von Erstbesitzern via DLC-Code gesteuert werden.


Im letzten Punkt möchte ich dieses Spiel mit 2 meiner absoluten Lieblingstitel vergleichen. Einerseits mit Assassin’s Creed oder mit der ganzen Serie besser gesagt, da sich die Kampfsysteme - wie bei Arkham Asylum - sehr ähneln. Zusätzlich kann man in diesem Spiel den Vergleich noch weiterführen, als dass man nun beachtliche Bewegungsfreiheit genießt und elegant über verschiedene Bauwerke huscht. Andererseits sehe ich
Parallelen zum genialen Metal Gear Solid 4, allerdings nicht Gameplay-technisch. Viel eher lassen sich die Figuren Batman und der alternde Snake vergleichen. Beide stehen oft am Ende ihrer Kräfte, beinahe chancenlos gegen die große Übermacht der zahlreichen Feinde. Beide haben Probleme mit ihren Körpern, die nach und nach zu versagen scheinen. Beide müssen im Laufe der Handlung viel einstecken, und sehen am Ende gezeichnet vom Kampf schon fast verwahrlost aus. Der größte Detektiv und der größte Soldat motivieren sich für Sachen zu kämpfen, von der sie wissen, dass sie selbst daran zu Grunde gehen werden und ohne Aussicht auf Erfolg. Und das - liebe Freunde - ist einfach mal ganz großes Kino. 


Fazit: Es fühlt sich an wie der Vorgänger, es spielt sich wie der Vorgänger, es ist genauso faszinierend und genial wie der Vorgänger, wenn nicht sogar noch einen Tick besser. Ehrlich. So gut.

Bewertung: 9.0/10.0

Gameplay:










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