16. Mai 2013

GameReview - Journey (Adventure, 2012)

Journey polarisiert. Entstanden in der Schmiede des kalifornischen Entwicklerstudios thatgamecompany, wirft das Abenteuer eine Frage auf, die noch bei keinem anderen Spiel das ich spielen durfte so gerechtfertigt und doch so allgegenwärtig ist. Sind Videospiele Kunst?

Journey ist ein herunterladbarer Titel, der kurz aber dafür umso wertvoller ist. Gleich zu Beginn vermittelt das Spiel eine unglaublich dichte Atmosphäre, eingebettet in einer Welt voller Schönheit und überwältigt mit einer Art Emotion, die ich noch in keinem anderen Medium verspürt habe.

Man schlüpft in die Rolle einer kleinen, roten Figur, die sich auf ihren Weg durch die Wüste macht. Ohne Einleitung bzw. Zielsetzung weiß der Spieler instinktiv, dass der große Berg in Angriff genommen werden muss. Hier offenbart sich bereits einer der großen Stärken des Spiels. In der gesamten Zeit wird nicht gesprochen oder eine Geschichte durch eine andere Erzählstruktur wiedergegeben.
Nur hier und da trifft man auf andere Charaktere in kurzen Sequenzen und sieht Wandschriftzeichen. Dadurch zwingen einem die Entwickler keine Geschichte auf, sondern bieten im Rahmen der eigenen Interpretation die Möglichkeit, dass jeder für sich entscheiden kann, was die Geschichte zu sagen hat. Muss man den Berg erklimmen um eine Prinzessin zu retten oder doch um den Weltuntergang zu verhindern? Beides könnte stimmen, es gibt kein richtig oder falsch.

Bereits angesprochen, fasziniert die geheimnisvolle Spielwelt nicht nur durch das Design und die makellose Grafik, sondern ebenso durch die Abwechslung der Spielkulissen und der trotzdem durchgehend hohen Qualität der Atmosphäre. 

Als wäre das Spiel nicht innovativ genug, besticht es auch mit dem Multiplayer-Feature und setzt neue Maßstäbe. Die große Besonderheit besteht darin, dass man mit dem Partner nicht durch bekannte Arten kommunizieren kann. Headsets oder Chateinrichtungen fehlen, nicht einmal der Username des Kollegen wird angezeigt. Nur durch ein Symbol, das von einem kurzen Ton begleitet wird, kann man seinen Partner auf sich aufmerksam machen. Es handelt sich schlicht um einen Unbekannten, ein Fremder, der dich mitnehmen möchte auf eines der schönsten 3 stündigen Videospielabenteuer deines Lebens. Durch diese Limitierung werden das Spielgefühl und der einzigartige Flair noch um eine ganze Ecke besser übermittelt. Es findet eine emotionale Bindung statt, die unerklärbar bleibt und bloß durch das gemeinsame Durchspielen verstanden werden kann.


Das Gameplay passt gut zu der Art des restlichen Spiels und wird angenehm einfach gehalten. Man kann springen und Symbole bzw. Laute von sich geben. Die Sprünge können durch die im Spiel verteilten, roten Fetzen und Lebewesen aufgeladen werden. Des Weiteren kann man überall in der Welt versteckte Symbole finden, wodurch der Schal der Figur anwächst und mehr Energie aufgenommen werden kann. In der Folge sind schließlich weitere und höhere Sprünge möglich. Außerdem passt es auch zu den restlichen Spielelementen, dass man praktisch unsterblich ist. (keine Lebensanzeige)

Dieses bis dahin absolut einzigartige Spielkonzept wird von einem musikalischen Meisterwerk des Komponisten Austin Wintory getragen. Die Hintergrundmusik ist ein elementarer Beitrag zum unfassbaren Spielgefühl. Daher ist es eigentlich nicht bloß ein untermalender Aspekt, sondern vielmehr ein fester und wichtiger Bestandteil des Ganzen. Von der Melancholie bis zu den Glücksmomenten ist die unglaublich reiche Musik der Bote dieser Gefühle und auf Augenhöhe mit der hohen visuellen Leistung.

Dieses atemberaubende Spielerlebnis des Indietitels hat mich dermaßen beeindruckt, dass thatgamecompany für mich eines der vielversprechendsten Entwicklerteams für die Zukunft geworden ist und nicht mehr als Geheimtipp abgestempelt werden darf. Dafür sorgen auch die beiden starken aber unabhängigen Vorgänger von Journey.  („fl0w“ und „flower“)

Letztenendes, um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, ob Videospiele als heutiges Kulturgut und Kunst angesehen werden dürfen, bleibt die Antwort darauf subjektiv und sollte daher jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich sehe das Verhältnis allgemein eher gespalten. Landschaftssimulatoren zum Beispiel stellen nicht das beste Beispiel dar, während Journey die Ebene des Videospiels als Zeitvertreib schnell überschritten hat und ein künstlerisches Meisterwerk ist. (meine bescheidene Meinung) Fazit: Journey ist ein Erlebnis, das jeder einmal gemacht haben sollte.

Bewertung: 9.0/10.0

Gameplay:







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