27. Mai 2013

GameReview - Metal Gear Solid 3: Snake Eater (Stealth-Action, 2004)



Metal Gear Solid 3, das ursprünglich schon für die nächste Konsole von Sony (PS3) gedacht war, überzeugt in einigen Bereichen wie Grafik und Spielmechanik mit sehr „soliden“ Leistungen. Die Geschichte, die durch lange Filmsequenzen noch besser zur Geltung kommt, ist jedoch das Herzstück dieses absolut zeitlosen Klassikers. 


Anders als in den vorangegangenen Spielen schlüpft man nicht in die Rolle von Solid Snake (oder Raiden) sondern erstmals in die von Big Boss (Naked Snake), der in den Vorgängern als größter Bösewicht bekannt wurde. In Snake Eater wird der Aufstieg von Big Boss zum besten Soldaten dokumentiert und erzählt. Wie seine biologischen Bruder Liquid ist auch Solid Snake ursprünglich ein Klon von diesem legendären Soldaten.


Da Big Boss bereits in den alten Metal Gear Teilen ein recht betagter, alter Herr war, spielt die Handlung dementsprechend auch bedeutend früher. Auf der Höhe des
Kalten Krieges, 1963, als sich nach der Kubakrise eine weiteres Unheil ankündigt, macht sich Snake im Auftrag der USA auf, um die Welt vor einem Atomkrieg zu bewahren. Vorwissen aus den Vorgängern ist nicht unbedingt notwendig, um den Spielgeschehen gut folgen zu können, führen aber wie bei jedem Prequel zur besseren Verständlichkeit. Was die Geschichte von Metal Gear Solid 3 auch noch zusätzlich positiv bestärkt, sind die historischen Rahmenbedingungen. Es erfolgt eine gelungenes Zusammenspiel aus der Realität des Kalten Kriegs und der Fiktion aus der Feder von Hideo Kojima.   


Bei den Protagonisten merkt man ebenso Kojimas Handschrift sehr gut. So passen die Charakterzüge wie Verhalten und Aussehen ganz ausgezeichnet zum chaotischen Metal Gear Universum. Wo sonst gibt es einen 2 Meter großen, furchteinflößenden, russischen, schwulen Oberst, der Gewehrpatronen mit der Hand verschießt bzw. als Schlagring nutzt und Strom kontrollieren kann? Außerdem unterscheiden sich alle Kämpfe ganz gewaltig voneinander und benötigen stets eine andere Taktik. Sehr positiv hervorzuheben sind unter anderem die Duelle mit The End und The Boss.


Als Beispiel eines solchen einzigartigen Kampferlebnisses, dient die Auseinandersetzung mit The Sorrow. Da die Operation „Snake Eater“ stets als eindeutige Schleichmission bezeichnet wird, liegt es nahe, auch so wenig feindlich Soldaten wie möglich im Spielverlauf umzubringen. Man könnte das Spiel sogar ohne jemanden zu töten abschließen. Sobald man jedenfalls zu The Sorrow gelangt, bekommt man in letzter Instanz die Quittung
für seine Mordanschläge im Laufe des Spiels. The Sorrow ist nämlich eine Art Medium, das die Toten als Geister wiedererscheinen lassen kann. Klingt ziemlich merkwürdig, ist aber eigentlich sehr klug ins Geschehen eingebaut worden. Umso mehr Morde man also verübt hat, umso mehr Geister werden Snake konfrontieren. So kann die Auseinandersetzung zwischen einer und zwanzig Minuten dauern. Macht man einen Fehler, startet die Abfolge der Geister erneut. Auf diese Weise bestraft das Spiel jeden, der auch nicht notwendige Tode in Kauf genommen hat. 


Die Spielmechanik mag zwar anfangs befremdlich wirken, wird nach der Zeit allerdings sehr gut verinnerlicht und ist so ausgelegt, dass Schleichen die absolute Prämisse ist, und ein Versuch das Feld als Rambo zu stürmen zum Scheitern verurteilt wird (anders als in MGS4). Allerdings ist dieses an sich reibungslose Konzept erst seit der „Subsistence“ Erweiterung so komplikationslos. Davor war man mit der Über-Kopf-Perspektive, die bereits aus den Vorgängern bekannt war,  ziemlich aufgeschmissen gewesen, da in MGS 3 aus zeitgenössischen Gründen kein Radar zur Verfügung gestellt wurde. 


Die Idee, dass Naked Snake Tiere in der Umgebung umbringen muss und dann bei gegebenen Hunger diese zu sich nimmt, ist absolut weltklasse ins Spielerlebnis eingebaut und ist letztenendes auch namensgebend geworden (vgl. Snake Eater). Wenn man das Spiel allerdings 2 Tage lang nicht spielt, sind die erlegten Tiere ungenießbar. Man kann sie zwar noch essen, allerdings wird sich Snake kurz danach übergeben und noch größeren Hunger haben. Hunger macht sich durch Magenknurren, wodurch man leichter entdeckt werden kann, und Unkonzentriertheit, wodurch Zielen immer schwieriger wird, bemerkbar. 


Mindestens ebenso fabelhaft gliedert sich die Möglichkeit der Selbstheilung ins Spielgeschehen ein. Dadurch können Vergiftungen, Schuss-, Schnitt-, Brandwunden,…  auskuriert werden. Welche Verletzung welche Behandlungsmethode nach sich zieht, muss man sich selbst zusammenreimen, dürfte allerdings unter Zuhilfenahme des Hausverstands keine größeren Probleme darstellen. Heilt man sich nicht, wird die Lebensanzeige nur noch begrenzt aufgeladen bzw. bekommt man schneller Hunger. 

Das Schleicherlebnis wird im Vergleich zu den Vorgängern sehr stark erweitert. In der Wildnis spielen nämlich auf einmal verschiedene Camouflage-Anzüge eine große Rolle, aus dem sich ein Prozentsatz entwickelt, wie gut man getarnt ist. Des Weiteren ist man mit den CQC Techniken (Nahkampf) auch gut bedient, um Gegner ohne Waffengewalt außer Gefecht zu setzen.


Das Ende ist episch, traurig und relativ lang, also eben ganz in der Art des genialen Metal Gear Schöpfers, Hideo Kojima. Mit MGS3 hat er nicht bloß das wohl (objektiv) beste PS2 Spiel geschaffen, sondern sogar eines der besten Videospiel-Abenteuer überhaupt abgeliefert. Metal Gear Solid 3 Snake Eater gehört zu meiner all-time Top 10. 

Bewertung: 9.5/10.0



Gameplay

 

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